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Stockholm






 Gestern waren wir viel unterirdisch unterwegs, um uns die U-Bahn-Kunst anzusehen. Auch sehr beeindruckend finde ich, wie die Tunnel in den Stein geschlagen wurden.












Stockholm ist eine junge Stadt, und es ist Freitag: überall die Hölle los bei schönstem Frühsommerwetter.

Uns zieht es ins Paradox-Museum. Warum die Fotos jetzt ganz oben gelandet sind, ist mir ein Rätsel.


Das Gewimmel allenthalben macht Sehnsucht nach Natur und Grün. Harald macht den Vorschlag, mit dem Boot nach Djursholmen zu fahren. Die Idee hatten aber auch Fünftausend Jugendliche, die mit uns auf dem vollgestopften Boot das Wasser überqueren, um sich auf der anderen Seite in die Fahrgeschäfte zu stürzen, bei deren Anblick mir schon schlecht wird. Es gelingt uns, mit den Straßenbahn ein Stückchen rauszufahren. Hier ergattern wir eine Parkbank, auf der wir eine erholsame Mittagszeit verbringen.

Dann wird es aber Zeit, den Weg zur Bervaldhalle einzuschlagen. Im Nobelpark hier am Wasser hätten wir es wahrscheinlich ruhiger gehabt - Schwamm drüber. 

Sehr aufgebrezelte junge Damen stöckeln mit Kavalieren irgendwohin. Wir sind schon den ganzen Tag im Konzertoutfit unterwegs und stauen jetzt wieder über den Generationenwechsel im Konzerthaus: so viele Menschen in unserem Alter haben wir den ganzen Tag nicht gesehen - und aufgebrezelt sind sie auch nicht, eher bequem bis sehr locker gekleidet.

Locker geht es auch auf der Bühne zu: die Musiker kommen alle so, wie sie Lust und Laune haben, keineswegs in geordneter Formation. 

Wir hatten letzte Plätze ergattert, in der 2. Reihe links, und können jetzt dem Pianisten Leif Ove Andsnes, einem Norweger, gut auf die Finger schauen und auch genau beobachten, wie sensibel Daniel Harding die Orchestereinsätze auf das Klavier einrichtet. Das Schwedische Radio-Symphonieorchester ist gut, die Akustik nicht ganz so - aber trotzdem ist das 3.Klavierkonzert d-moll von Rachmaninov ein ungeheuer packender Ritt, dem ich noch viel länger hätte lauschen können. Auch Debussys La Mer nach der Pause ist wunderschön, Taras Bulba von Janaček fällt ein bißchen runter. Insgesamt ein rauschendes Konzert für wilde Romantiker, leidenschaftlich ohne Kitsch. 

Als wir, noch ganz gefangen, auf due Strasse kommen, geraten wir in eine riesige Prozession von vor allem jungen Mädchen, die alle aus Djurgarden kommen und wohl auf dem Heimweg sind. Es gibt kein Entkommen, Busse und Bahnen sind verstopft und die Idee, irgendwo etwas zu trinken, geben wir ebenfalls auf, denn alles ist voller Menschen, Geschrei und wummernder Musik. Wir lassen uns einfach mittreiben im Strom, landen irgendwann  am Kungsträdgården in der Tunnelbahn und finden von da den Weg nachhause.








Die Musiker umarmen sich gegenseitig nach dem Konzert






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