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25.09.2022 24.Tag auf meinem Caminho: Pontevedra - Caldas da Reis

 

Twentyone-or-something keys and some hills to climb


 

Am vergangenen Abend war ich wirklich erschöpft. Es gab ja auch viele Abwärtsstrecken, das ist Gift für meine Knie und am Spätnachmittag im Hotel stellte ich fest, dass ich keine noch so klitzekleine Treppe mehr abwärts gehen konnte. Ich wankte also nur noch in die Bar nebenan und muss auf den Padron (oder es ist der Camino-Spirit 😉) einen derart mitleiderregenden Eindruck gemacht haben, dass er höchstselbst ein fürstliches Essen für mich bereitete, obwohl die Küche erst abends um 8 öffnen würde. Es gab einen kleinen Nudelsalat, halbwarm gemacht in der Mikrowelle, danach Lomo vom Iberico-Schwein (auch gewärmt) mit Kartoffelchips, Rioja und zum Dessert ein Eis aus der Tiefkühltruhe mit einem Gläschen Portwein. Dazu Radebrech- Konversation (von meiner Seite 😉) über Enkelkinder - nietos - und mein Alter.

Mein Alter ist immer mal Thema, offensichtlich sehen jedenfalls meine Beine jünger aus als ich es bin😂.

 

War schon um 9 Uhr im Bett, wachte nachts auf und hatte einen klaren Gedanken: ich möchte nachhause. Also buchte ich mir die kommenden Unterkünfte (bei meinem Tagesschnitt werde ich am Dienstag Santiago erreichen) und auch einen Rückflug nach Düsseldorf für den 29.9.

Meine Überlegungen, noch zum Cap Finisterre zu gehen, hatten sich damit erledigt.

 

Morgens ließ ich mir Zeit, meine nächtlichen Planungen hatten dafür gesorgt, dass ich den Tag entspannt angehen konnte. Ich frühstückte gemütlich und machte mich dann auf die Suche nach den gelben Pfeilen. Das war erfahrungsgemäß schwierig, vor allem, weil am Sonntagmorgen kaum Menschen unterwegs waren, die man fragen konnte. Und die ganzen Pilgerhorden von gestern ließen sich auch nicht blicken.

„Spirit of the camino: you can‘t go wrong“ bewahrheitete sich auch heute, war bald unterwegs auf richtigem Pfad. Traf John aus San Diego, der mir im passenden Outfit unterwegs zu sein schien.

Später erklärte er mir, er habe den Rock online gekauft und er sei sehr praktisch, aber etwas schwer, wenn es regnet.

 

Das Wetter war sehr wanderfreundlich.

Ich ging mehrere Stunden mit Jürgen aus Köln, der ein ähnliches Schlendertempo hat wie ich und eine angenehme Begleitung war. Er trifft sich immer abends mit seinen Pilgerfreundinnen, die schneller unterwegs sind.

 

 

Zusammen mit Jürgen kam ich dann auch endlich mal in den Genuss eines typischen Pilgertreffs: da waren sie alle miteinander! Groß organisiert das Ganze, englischsprechendes Personal an der Bestelltheke, mehrsprachige Speisekarten, viele Menschen, die sich schon öfter gesehen hatten, Einheimische: null.

Diese ganzen - meist jungen - Leute sind alle sehr glücklich miteinander, es ist eine Blase, die mit dem Hier und Jetzt, mit Land und Leuten wenig zu tun hat.

 

Trotzdem war es nett, natürlich sind sie alle auch sehr nett.

 

Als ich mich aufmachte, um weiterzugehen, trottete Jürgen an meiner Seite (er könnte mein Sohn sein) und wir machten weiter ein paar „Keys“ zusammen.

 

Meine heutige Landmarke war ein Berg mit Windrädern darauf. Es ging später viel durch Weingärten, und Caldas da Reis ist ein sympathisches Städtchen. Auch sah ich einen sehr stattlichen Reiter mit einem sonntäglich geschmückten Pferd.

 





Sitze jetzt mit einem Albariño vor meinem Hotel, habe dazu ein paar Sardinen bekommen und freue mich aufs Ausruhen.


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