Dieser Moloch von Stadt hat mir viel Energie geraubt. Außerdem hat die Klimaanlage so laut gerattert, dass ich sie gegen 3 Uhr morgens entnervt ausgeschaltet habe.
Die Rezeptionistin war süß und hat mir auf einem Stadtplan 87 Möglichkeiten aufgezeigt, der Stadt zu entkommen: eine komplizierter als die andere. 🤪
Ich fühlte mich ausgelaugt und kraftlos.
Aber jetzt bin ich wieder auf dem Camino und genieße frische Luft, Natur und - relative - Stille.
Man sieht von hier oben die Autobahn (hört sie auch!) und geht durch allerlei Siedlungen.
Zweites Frühstück mit süßen Tapas 😉 zum Milchkaffee, bezahlt wird, soviel man geben möchte. Tut gut!
Übrigens stelle ich fest, dass die anderen Pilger auch nicht mehr den frischesten Eindruck machen. Das tröstet mich.
Paar Stunden später (ich hab mir Zeit gelassen, Waldluft geschnuppert und nach dem Abstieg Richtung Redondela noch einen Lunch gehalten (bocadillo con pollo und cerveza sem alcool) ging ich zügig meines Weges Richtung Quartier, als mich von hinten jemand anrief. Eine Frau hatte mich gesehen und hatte auch gesehen, dass ich auf der falschen Straße war. Jeder hier weiß, dass Rucksackleute auf dem Camino sind. Außerdem hab ich ja meine Muschel hinten drauf. Sie erklärte mir, ich müsse ein Stück zurück gehen und am Kreuz dann rechts abbiegen. Ein Camino-Schutzengel. „Muchissima graçias“ ❤
Jetzt habe ich das unglaublichste Quartier überhaupt: eine riesige Wohnung mit Küche, Bad, Wohnzimmer, Balkon und 4 Schlafzimmern - ganz für mich allein und für ganze 62€. Sogar Wäscheklammern gibt es und vor den Fenstern die passenden Wäscheleinen.
Es ist alles hell und luftig, die Jalousien sind wegen der Sonne halb runtergelassen, alle Fenster sind auf, es weht ein leises Lüftchen durch den Flur.
Ich hab mir nicht das schönste, aber wahrscheinlich ruhigste Zimmer ausgesucht zum Schlafen.
Könnte jetzt eine kleine Untervermietung starten, falls noch ein paar Pilger hier vorbeistromern. 😉
Ganz kurz versucht war ich vorhin schon, denn ich begegnete einer älteren Französin (wie sich herausstellte), die ich in den vergangenen Tagen immer mal sah. Sie geht mit Regenschirm, den sie auch gegen die Sonne benutzt, und sie geht immer allein. Sie sagte mir, sie bucht nie im Voraus, aber sie findet immer was.
Aber dann entschied ich mich doch zu schweigen. Zu lieb sind mir meine Privatsphäre und das Allein-Sein.
Auch traf ich heute eine von den beiden Frauen wieder, mit denen ich im Taxiboot über den Minho gesetzt habe. Hab ihre Namen vergessen, sie wusste meinen aber noch und erkannte mich auch als erste. Ihre Freundin leidet unter schlimmen Blasen und ist wohl mit dem Bus unterwegs.
Vielleicht koche ich mir heut mal wieder was.
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