Traf heute früh Jeanne beim Frühstück. Sie fühlte sich energielos und fürchtete einen weiteren heißen Tag und ihre Füße machten ihr zu schaffen. Ich versprach ihr bewölkten Himmel.
Und so war es dann auch.
Die Küste hüllte sich in Nebel und geheimnisvolle Wolken.
Nicht so geheimnisvoll waren die Menschen mit ihren Hunden, die banalen Geschäften nachgingen.
Sehr schöne Strände mit Nahsicht auf vorgelagerte Inseln (Cies) wechselten sich ab mit entspannt leeren Promenaden. Es ist Nachsaison, nur noch Einheimische sind unterwegs, ein paar versprengte Surfer und Wohnmobilisten.
Es lief sich leicht in Sandalen. Ab und zu eine Begegnung mit anderen Pilgern, aber dies ist eine Nebenstrecke, hier laufen nicht so viele. Eine Radlerkolonne überholte mich, 30 mal „Buen Camino“ - „Muchas Graçias“ macht inzwischen Spaß und gibt auch Energie.
Im Meer viele Felsen, an der Brandung zu erkennen. Die Bootfahrerin macht sich Gedanken, ob das gefährlich für die Schifffahrt ist.
Eine Stempelstation an einem Grundstückseingang, wie nett, sogar der Kugelschreiber für das Datum liegt dabei. Eine kleine Spende geht in die bereitliegende Jakobsmuschel.
Ab Vigo muss man nämlich zwei Stempel/Tag vorweisen, um die Compostela zu bekommen.
Das Wetter ist heute angenehm zum Laufen.
In einem kleinen Dorf hält ein klappriger uralter Mercedes mit zwei Männern drin, die Scheibe wird runtergedreht: sie wünschen mir Buen Camino und schenken mir eine Handvoll Kastanien.
Bei einer Rast später in einer Bar bekomme ich zu meiner Bestellung noch ein Stück Tortilla mit Brot dazu geschenkt. Und so viele gute Wünsche von Menschen unterwegs begleiten mich auch wieder. Das ist toll.
Im Eukalyptuswald treffe ich meinen Australier von gestern wieder. Auch mit einem kanadischen Paar gehe ich ein Stück.
Es wird jetzt nämlich schwierig mit der Wegzeichnung: Vigo ist die größte Stadt hier am Weg und es treffen sich diverse Caminos - oder es gibt mal wieder keine Kennzeichen, oder sie sind widersprüchlich…
Die Kanadier (Ende Vierzig) halten große Stücke auf mich, habe ich sie doch schon zwei Mal vor dem In-Die-Irre-Gehen gerettet. Sie sind auch nur mit leichtem Tagesgepäck unterwegs und als sie dann noch erfahren, dass ich ja in Lissabon gestartet bin, sagen sie: „Shame on us“. Sie sind natürlich schneller als ich, aber ich treffe sie an vielen strittigen Ecken wieder.
Im Dschungel der Großstadt verlässt mich dann aber leider auch mein Spürsinn, und ich leiste mir unfreiwillig ein paar Extrakilometer. Es war einfach schön, unter Bäumen an einem Flüsschen entlangzugehen. Leider musste ich es irgendwann auch mal überqueren …
Jedenfalls habe ich viele Vororte - auch sehr hässliche - von Vigo gesehen. Und natürlich ist diese Stadt auch sehr gebirgig
Wenn ich es richtig sehe, breche ich morgen die letzten 100 km dieses Abenteuers an.
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