Uber sagte mir, es sei kein Auto verfügbar. „Ach, was soll‘s“ dachte ich, „gehste halt“, und reihte mich ein in die Pilgerscharen. Manchmal sind sie ja doch praktisch, vor allem, weil die Wege aus Städten hinaus oft schwer zu finden sind.
Und guck an! Da war ich auf einem Küstenweg, den ich ohne Lemminge nicht genommen hätte (er ist nämlich kein offizieller Jakobsweg). Und schon hatte ich das erste nette Gespräch mit der vierjährigen Lotte und ihrem Papa. Die beiden sind nicht auf dem Jakobsweg, sondern reisen einfach mit Zelt und Rucksack. Lotte war sehr begeistert, dass sie mal eine Zuhörerin hatte (das fehlt ihr ein bisschen, sagte Papa Alex, der Fotograph). Ich war jedenfalls in allerkürzester Zeit bestens informiert über Lottes schwierige Geburt (der Papa griff zwischendrin mal ein, als er mein bestürztes Gesicht sah und versicherte mir: die Mama lebt noch), dass sie jetzt aus dem Atelier in eine Wohnung gezogen sind, dass sie heute Morgen schon schwimmen waren und in Esposende auf dem Spielplatz in einem Piratenschiff geschlafen hatten. Nachdem ich dem Papa noch gezeigt hatte, wo die nächste Möglichkeit, an Trinkwasser zu kommen, ist, verabschiedeten wir uns voneinander und ich setzte meinen Weg am Wasser fort.
Es war recht kurzweilig, wilder Fenchel wuchs am Wegesrand, Reiter kamen vorbei, Mühlenhäuser säumten den Weg. Da ich ja gefrühstückt hatte, entfiel heute meine Pause nach etwa drei Stunden Gehen. Aber ich pausierte trotzdem im Schatten eines geschlossenen Klohäuschens und traf dort einen Teil meiner Frühstücksgenossen und ihren Guide wieder.
Das war der zweite Glücksfall heute, denn ich wäre ab da die Straße hinauf und durch die Orte gelaufen, aber der Guide zeigte mir, wie ich an der Küste bleiben konnte. Gelbe Pfeile gibt‘s da nämlich nicht.
Später stand ich mal ratlos vor einem Gewässer, das ich sicherlich queren sollte - aber wie? Schon kam ein tapferer Pilgersmann (aus Luxemburg) aus dem Wald und hatte einen Pilgerführer in der Hand!
Der Arme hatte übrigens fürchterliche Blasen. Wir gingen nicht lang zusammen.
Dafür dann später mit Clara aus Bochum, 24 Jahre alt, Bundeswehrsoldatin und Medizinstudentin in Aachen. Es war so interessant, was sie alles erzählte über ihre Grundausbildung, was Kameradschaft für sie bedeutet, welche unglaublichen körperlichen Anforderungen man erfüllen muss, wie man lernt, zusammen mit Zwei-Meter-Kerls im Gleichschritt zu marschieren und wozu das überhaupt gut ist. Wir tranken ein alkoholfreies Bier zusammen in einer Bar. Danach wollte ich sie ziehen lassen, hatten ihre Schilderungen doch meinen Respekt gewonnen, aber wir gingen dann doch ein paar Kilometer zusammen.
Das war dann recht kurzweilig.
Ich hatte nach etwa 15 km meine Schuhe gewechselt, die Füße gecremt und gelüftet und lief nun in meinen Keen-Sandalen. Das war gut, ich hatte das Gefühl, die brennenden Füße traten heute erst später auf. Clara und ich trennten uns dann bei Moleda, sie wollte zu einem Campingplatz und ich hatte noch meine 3,8 km zu meinem heutigen Quartier.
Mein letzter Tag in Portugal. Morgen nehme ich die Fähre nach Spanien.
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