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14.09.2022 Dreizehnter Tag auf meinem Caminho: immer noch Porto

 

Es kommt mir vor wie ein Traum: bin ich wirklich in den vergangenen zwei Wochen über 200 km mit vollem Gepäck gelaufen? Wenn ich mir die Fotos anschaue, wird es wohl so gewesen sein. Aber es ist schon so lange her.

 

Das Wetter ist furchtbar, die Berichte von Pilgern in den Foren entsprechend, aber ich möchte wieder los. Ich brauche dringend das gute Gefühl zurück, unterwegs zu sein. Jetzt muss ich mich noch einen Tag gedulden, hab noch eine Nacht hier gebucht und der Wetterbericht sieht ähnlich aus wie gestern, nämlich schlecht.

 

Im Café Majestic haben sie keinen Stempel für mich. Schade.



 

Trotzdem tolle Atmosphäre. Am Nebentisch sitzt eine portugiesische Abulea (Großmutter) mit ihrem 17jährigen Enkel, wie sie mir stolz verkündet. Ob sie von mir ein Foto machen soll? Ich lehne dankend ab. Den halben Morgen schon ist es mir dermaßen auf den Geist gegangen, dass das Allerwichtigste am Reisen anscheinend ein Grinse-Selfie von sich selbst vor einem dann eher zweitwichtigen Hintergrund ist.

Morgens war ich auf den jüdischen Spuren in Porto unterwegs.

 

Die ehemalige Synagoge im historischen Zentrum musste einem Dekret weichen, heute steht auf dem Grundstück eine katholische Kirche. Eine neue - und angeblich die größte in Europa - befindet sich etwas außerhalb in einem gutsituierten Wohnviertel. Die deutsche Schule ist auch in der Nähe.

 



Ich wollte durch ein schmiedeeisernes Eingangstor eintreten, wurde aber durch ein energisches „STOP“ von der gegenüberliegenden Straßenseite aufgehalten. Ein baumlanger Security-man mit Kippa erklärte mir, der Zutritt sei nur zu Gebetszwecken gestattet. Wir redeten eine Weile, ich erklärte ihm meine Intention. Er sagte, er sei nur der Security-man, von der Historie verstünde er nichts, aber es gebe das Holocaust-Museum da und da die Straße runter. Ich wandere also weiter, werde aber nicht fündig.

 

Vergaß zu sagen, dass ich mir vorher (lag am Weg) noch das architektonisch eindrucksvolle Konzerthaus angesehen habe.

 





Wie der Wind mich immer so weht, komme ich an mehreren Fledermäusen sprich: Studenten in ihren schwarzen Capes vorbei, das Semester beginnt bald und die Uni ist ganz in der Nähe. Habe übrigens gestern noch über die teilweise schlimmen Initiationsriten (praxe) der Studenten an den portugiesischen Universitäten gelesen.

 



MapsMe zeigt mir eine interessante Straße, vorbei am Institut für Literatur runter zum Douro. Da gehe ich doch gern - meine Füße mögen auch wieder - und kann mich bald wieder an fantastischen Ausblicken begeistern. Bis zum Atlantik kann ich sehen! Hier kann ich dann flussaufwärts Richtung Ribeira gehen, teilweise auf den Gleisen der historischen Straßenbahn.




 

 

Der Regen hat aufgehört, die Sonne kommt raus. Ich sehe zwei Pilger

Richtung Matosinhos gehen. Da muss ich morgen auch hin. 😂 😖

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