Habe sage und schreibe bis 9:30 geschlafen (in Deutschland ist es bereits eine Stunde später), in meiner fensterlosen Zelle. Ich weiß noch nicht genau, ob mir das Konzept dieses besonderen Hotels gefällt, aber es hat auf jeden Fall dazu geführt, dass ich zum ersten Mal, seit ich auf dem Caminho bin, nicht um spätestens 6 Uhr Ortszeit von allein wach wurde.
Gestern Abend noch eine köstliche vegetarische Portobello-Schafskäse-Gemüse-Kleinigkeit zu mir genommen. Die jungen Leute, die hier arbeiten, sind sehr gut geschult und von einer mönchischen ( ) Ernsthaftigkeit, gar nicht so zugänglich, wie ich es bisher kannte. Aber das ist in Ordnung. Man ist hier sehr auf sich zurückgeworfen, so wie ich es ja bisher unterwegs auch war. Insofern passt es.
Was auch passt, ist, dass es diesen guten Engel in einem (geschlossenen) Facebook-Pilger-Forum gibt: Anne Chantal, die Gründerin desselben. Mit ihr habe ich heute Nacht (!) Nachrichten gewechselt, sie hat mir Mut gemacht und Möglichkeiten gezeigt:
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„Ich bin tief getroffen, dass es dir nicht gut geht. Es ist sehr schwer, zu pilgern, wenn wenig Pilger-Infrastruktur da ist. Es ist auch sehr schwer, wenn man abends nicht mit anderen Pilgern austauchen kann. Man wird einfach nicht getragen. Nördlich von Porto ist der Caminho angenehmer, leichter.Animo.
Dicke Umarmung“
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Heute „Spieltag“. Das Hotel lädt sehr dazu ein. Ich bin faul und lass mich treiben.
was es hier nicht alles gibt Frühstück mit Selbstbedienung auf dem Dach sieht der Regen ganz anmutig aus im Gebäude war früher eine Bank Kunscht? Die große Katze auf dem Dach des Hotels
Aber dann marschiere ich doch wieder raus - gut, dass ich meinen Regenmantel mitgenommen habe - zum Museu Serralves mehr als 5 km (und ich wollte doch nicht an Straßen und Autos entlang laufen 🤣), so komme nicht ganz klitschnass hier an. Wie schön, dass auch in diesen Ausstellungen „Wege“ das Thema sind!
Ich vermute mal, dass ich meine Sinne sowieso darauf gerichtet habe (und natürlich lässt sich Vieles - wenn man es metaphysisch betrachtet – darunter einordnen). Habe ein sehr nettes Gespräch mit einem jungen Museumswärter, der außerordentlich belesen und gebildet ist. Es gibt nämlich unter anderem eine gar nicht so kleine Miro-Ausstellung, und ich frage ihn verwundert, wie die Foundation denn da rangekommen ist. Schließlich ist Spanien ja nicht soooo weit weg und ich kenne das große Miro-Museum in Barcelona gut. Er lächelt und erklärt mir, dass hier nur „kleine Werke“ und Studien hängen. Sonst gäbe es sicher Konflikte. Wir kommen auf Miro, den „Wanderer“, den Suchenden, der seinen Stil immer mal wieder verändert hat, mit Materialien spielte - ich frage nach der Serra-Plastik („Wandern ist Messen“) im Park, die ich nicht gefunden habe. Er erklärt mir den Weg. Ist wirklich schwer zu finden.
Sehr sehenswertes Museum in einem schön angelegten Park mit Skulpturen und verschiedenen Ausstellungsorten. Die Stiftung ist halb privat, halb öffentlich.
https://www.serralves.pt/en/
Auch hier musste ich wieder an Lissabon denken. Die Anlage ähnelt dem Gulbenkian-Museum dort, aber die Intention ist eine andere.
Passt doch gut zu meiner täglichen Bar-Suche fürs Frühstück (Leonilson, brasilianischer Künstler 1957-1993). |
Heut war es ab mittags sehr regnerisch, etwa 21Grad - ich hab den ganzen Nachmittag in Serralves zugebracht und bin dann aber mit dem Doppeldeckerbus zurückgekommen.
Meine Wäsche, die ich heute Morgen in meinem Bad aufgehängt hatte, ist nicht wesentlich trockener geworden. Aber ich hab ja noch zwei Tage.
Im Pilgerforum fand und finde ich weiterhin viel Trost und Zuspruch. Das ist sehr schön. Persönlich kenne ich keinen einzigen dort, aber es fühlt sich freundlich und zugewandt an, fast ein bisschen familiär.
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