So macht man das hier in den steilen Gassen: man kauft sich ein Eis, nimmt sich einen Hocker von drinnen mit und stellt ihn auf einen Treppenansatz an der steilen Straße.
Coimbra, das Athen Portugals, mit einer der ältesten Universitäten der Welt, die hoch über der Stadt thront und gewaltige Ausmaße hat. Besonders sehenswert ist die Joanina, eine Bibliothek nicht nur mit kostbarsten Schätzen, sondern auch besonders prachtvoll ausgestattet.
Die Besichtigung beginnt im Keller, wo einst das Gefängnis der Universität war. Lange Zeit war sie gänzlich eigenständig, mit eigener Rechtsprechung, eigener Polizei und eben auch einem eigenen Gefängnis. Darüber liegen bereits Räume unter Bogengewölben mit Regalen voller Bücher. Diese Bibliothek nennt sich „lebendig“, will heißen, es können noch immer aktiv Bücher ausgeliehen werden, natürlich nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Eine Etage höher dann verschlägt es mir die Sprache: drei Räume voller kostbarster, verzierter, mehrstöckiger Bücherregale aus Eichenholz, geschnitzt und bemalt. Unglaublich schöne Deckenfresken und ein lebensgroßes Porträt des edlen Spenders, D. João V.
Üppigster Barock, fast sakral - jedoch eine Huldigung an die Wissenschaft.
Es wohnen hier Fledermäuse, die nachts die Insekten jagen, die gern Papier oder Pergament fressen. Um das Tropenholz der kostbaren Tische vor den Exkrementen zu schützen, werden sie nachts mit Lederdecken geschützt.
Übrigens traf ich morgens einen großen Jungen, der einen Adler auf der Faust trug. Auch er war im Dienste der Ungezieferbekämpfung mithilfe von Tieren unterwegs: der Adler jagt Tauben, die hier wirklich eine Plage sind.
Der Platz der Universität ist sehr großzügig, erinnert mich an die Praça do comerçio in Lissabon am Tejo-Ufer. Hier hat man den weiten Blick über die Mondego-Landschaft.
Neugierig untersuche ich jetzt den übrigen Teil der alten Universität, die einst Königspalast war.
Einige der alten Traditionen scheinen sich erhalten zu haben, wobei die wichtigen, die Freiheit von Forschung und Lehre, sicher längst unter die Räder gekommen sind.
Später bin ich auf Römer-Spuren. Es gibt ein tolles, mehrstöckiges Gewölbe, welches als Fundament für ein Kapitol diente.
Hier in Coimbra mischen sich sehr verschiedene Kulturen. Die Mauren hatten auch einen wichtigen Anteil, was man an einigen Bauten in der Stadt noch gut erkennen kann. Im Museu Nacional de Machado de Castro kann man sich auch damit beschäftigen.
Schließlich besuche ich noch die Sé, die alte Kathedrale, in der ich auch einen Stempel für meinen Caminho-Pass bekomme.
Im Restaurant, in dem ich zu Mittag aß, hatten sie keinen. Dafür bekam ich eine Einladung eines amerikanischen Ehepaars, mich zu ihnen zu setzen. Sie wollten wohl mal eine echte Peregriña kennenlernen. Ich lehnte freundlich ab. Jetzt hadere ich gerade mit dem Rat des freundlichen Kellners, nach Aveiro zu fahren. Das ist weit ab vom Caminho, an der Küste und sehr venezianisch. Aber die kommenden Etappen gehen viel durch Industriegebiete, und im Angesicht der Wetterprognosen für den kommenden Wochenbeginn und meines immer noch nicht genesenen Zehs habe ich beschlossenen, in Porto eine längere Pause einzulegen.
Jetzt geht‘s gleich zum Fado. Der ist in Coimbra was ganz Besonderes
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