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Reise Italien 13.4.2014 - 16.4.2014

Ferrara

Da sind wir also nun auf dem sehr angenehmen Campingplatz in Ferrara angekommen.
Er liegt etwa 3 km vom Stadtzentrum entfernt, von Feldern umgeben, bei den Anlagen der Ferrareser Sportuniversität mit Rugby- und Golfplatz, bekrächzt von Elstern und Fasanen und in der Einflugschneise von allerlei wolligen Pappelsamen.
Heute machen wir - nachdem wir uns eingerichtet haben - den Fußweg in die Stadt, deren Mauern wir schon aus dem Auto bewundert haben. Man geht die Via Ricardo Bracchelli entlang, die zwischen dem Parco Urbano Giorgio Bassani und der Stadtmauer läuft, betritt die Stadt, geht ein kleines Stück die Straße Orlando Furioso entlang und kommt dann rechtsherum sogleich auf den Corso Ercole I d´Este, der schnurgerade ins Herz Ferraras führt.
Allerdings ist der erste Eindruck etwas abweisend: Die Pappeln stehen starr wie Säulen rechts und links der mit Kieseln gepflasterten Straße, die Häuser aus rötlichen Ziegelsteinen verraten wenig von dem, was im Innern vorgehen mag, wenige Menschen bevölkern die Straße. Am Palazzo dei Diamanti belebt es sich etwas, und langsam werden wir neugierig auf das Dahinter, von dem man doch hin und wieder einen Blick erhaschen kann, auf grüne, parkartige Gärten nämlich.
Nun, es ist außerdem Sonntag und noch Siesta.
An der Piazza Savonarola beschimpft uns von seinem Sockel der Eiferer, was uns aber nicht hindert, die guten Piadini zu kosten, die es hier gibt. Ein kleiner Spezialitätenmarkt mit Gewürzen, Geräuchertem und Haushaltwaren ist aufgebaut. Fahrräder fahren allenthalben, lehnen an Mauern und Geländern, es weht ein leiser Wind, wir schlendern zufrieden durch die Gassen.
Morgen wollen wir getrennte Wege gehen, um die Stadt zu erkunden.


Böse Fabeltiere, Löwen und eine Kuh am und im Dom








 C. entdeckt ein ihr unbekanntes Gemüse: Barba di frate, der Name trifft die Erscheinung ziemlich gut (wenn denn Mönche grüne Bärte hätten!). Zubereitet nach den Vorschlägen der Gemüsefrau schmeckt er uns am Abend hervorragend, etwas bitter, spinatähnlich.

 wo der H. hier war, weiß ich nicht........

 Rückseite des Doms mit Ladenzeile

Frühling im Garten des Castello in der ersten Etage!
 die Tontöpfe haben sehr schöne "Füße"
sehr besucherfreundlich sind auch die schräggestellten Spiegel, damit man beim Deckenfresken-Betrachten keine Genickstarre bekommt
 Restaurierungen allenthalben im vollen Gange
 Überreste eines Festes aus jüngerer Zeit
Es macht viel Spaß, einfach mit dem Rad durch die Straßen und Gäßchen zu gondeln. Zwar ist das Radfahren auf den Kieseln etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Ferrareser tun es ja auch. Außer einigen italienischen Schulklassen sind wenig Touristen unterwegs, so daß man all die Köstlichkeiten ganz für sich allein genießen kann. 
Auch die kulinarischen Genüsse sind sehr fein.
 

  "hingemordete" Coppia ferrarese


Das ferraresische Brot
Vor tausend Jahren wurde das ferraresische Brot in Form eines runden Laibs hergestellt und schon 1281 wurden in den Statuta Ferrariae strenge Vorschriften für seine Zubereitung erlassen.
300 Jahre später taucht das "verschlungene" Brot auf, die Coppia, von der Cristoforo da Messisbugo spricht, einer der fantasiereichsten Gastronomen am Hof der Este.
Die Coppia wurde unter den Feinschmeckern der Epoche immer beliebter, und 1694 beschreibt der Historiker Antonio Frizzi die Raffinesse der ferraresischen Bäcker bei der Herstellung des Brots und die verschiedenen Mehlsorten und die Form, die das monotone Konzept des Laibs durchbrachen und die Eleganz zu einem der Merkmale machen, die dieses Brot vor allen anderen auszeichnet.
Die berühmte "coppia ferrarese", im Dialekt ciupeta, hat ein Mittelteil, grop genannt, von dem zwei Paar gedrehte, zugespitzte Hörnchen, die curnit, abgehen.
Knusprig oder weich, mit Fett oder fettfrei ist das ferraresische Brot ein Vorzeigeobjekt der italienischen Gastronomie und hat die begehrte Verleihung der geschützten Herkunftsbezeichnung IGP durch die EU voll verdient.
Wer an einer ferraresischen Bäckerei vorbeigeht, kann dem Duft des frisch gebackenen Brots nicht widerstehen: ein intensiver Duft, der durch die Luft zieht und Appetit macht.


 Merlot vom Faß 
 Fritto misto aus dem Po-Delta






So still und friedlich, wie es innerhalb der Abbazia di Pomposa ist, so laut und ausdauernd krachen außerhalb auf den Feldern die Schüsse der Fasanenjagd. Der Museumswärter warnt C., man müsse draußen gut aufpassen derzeit.





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Entdeckung beim abendlichen Spaziergang durch die Felder

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Die Valli di Comacchio im Po-Delta, wo der Fischfang (besonders auch der Aale) und die -verarbeitung eine lange Tradition haben

Hier wird dank "Slowfood" in den Wintermonaten wieder auf die alte Art geräuchert und eingelegt.
Die Ausstellung dazu ist interessant und informativ.
Fischkonserven in großer Auswahl
Natürlich speist man auch wieder vorzüglich, liebevoll und engagiert vom Wirt und seiner Frau betreut, sind wir die einzigen Gäste auf dem Ponton überm Kanal. Ein einsamer Fahrradfahrer hatte gerade sein Mittagsmahl beendet und zog weiter, er war von Ferrara herübergekommen und hatte nach dem guten Essen nun wenig sportlichen Ehrgeiz. In Comacchio muß man sein Rad andauernd über die Brücken, die die Kanäle dieses Klein-Venedig überspannen, hinübertragen. Unser Wirt hilft auch gern dabei, wenn er gerade mitbekommt, wie sich jemand quält. Dazwischen unterhält er uns über seine Familienverhältnisse, füttert abwechselnd unsere Hunde und die Fische im Wasser mit Brotresten und schraubt mal schnell eine neue Glühbirne ein.



Interessiert beobachtet C. als "LKW"-Lenkerin die Fahrkünste des Kollegen im kleinen städtischen Reinigungsauto, welcher die Kurve ums Eck unserer Trattoria zwischen den Stufen der Kanalbrücke und unserem Eßtisch meistern muß.

 Hier gondelt man nicht für Touristen, sondern "ganz privat"


Abendliche Ruhe und Entspannung am menschenleeren Lido

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