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Camping und eine mittelalterliche Stadt

Eigentlich hatte C bei der Anschaffung des WoMos weniger ans Campen gedacht. Jetzt tun wir aber - bedingt durch unsere besondere Konstellation mit den Hunden und durch die heißen Temperaturen - genau das.
Wir sind in Slowenien, einem Land von großem landschaftlichen Reiz. So klein, wie es ist, es hat doch alles zu bieten, was großartig ist: karstige und schneereiche Berge, kristallklare Flüsse und Seen, grandiose Wasserfälle, Skipisten, liebliche Landschaften mit Agrarwirtschaft und vieles mehr.
Hier aber einfach irgendwo stehen mit dem WoMo ist strengstens verboten.
Also sind wir hier:
Campingplatz

Es gibt scheinbar mehrere Kategorien von Campern:
1.Die zu Fuß oder mit dem Rad und demzufolge mit Minizelten unterwegs sind. Das sind hier oft Tschechen oder Slowenen.
2. Die mit den großen Zelten, die entweder Familie haben oder mit Freunden, bzw. Jugendgruppen reisen. Das sind hier viele Slowenen, Dänen, Holländer, vereinzelt deutsche (Kanuclub NRW) oder französische Jugendgruppen.
3. Die Wohnanhänger-Gang, fast immer Familien, seit dem Wochenende vermehrt Deutsche, sonst auch Slowenen, Holländer oder Dänen.
4. Die WoMos, ebenfalls Familien, sehr oft aber auch ältere Paare.
Die aus Gruppe 1 sind immer nett, freundlich und umweltfreundlich.
Je weiter man aber im ranking kommt, umso merkwürdiger werden die Zeitgenossen. Sie grüßen grundsätzlich nicht, sichern sich teilweise auf aggressive Art "die besten Plätze" und leiden ganz offensichtlich sowieso darunter, daß man sich doch relativ nahe kommt, sowohl beim Wohnen/Leben/Kochen als auch bei diversen Hygiene-Verrichtungen.
Trotzdem sind es oft gerade Diejenigen, die sich ihre Plätze bevorzugt an den bevölkerteren Stellen aussuchen, z.B. neben den Waschhäusern oder gegenüber dem Restaurant.
Der "abgewandte Blick", bei Hunden auch Vermeidungs-Haltung genannt, soll vielleicht Individuum und Eigentum gleichermaßen schützen.
C sind schon ausgesprochene Muffels begegnet, die nicht nur den Blick abwandten, sondern gleich den ganzen Körper, so als leide man an einer ansteckenden Krankheit. Wieso reisen solche Menschen in der Welt herum, wenn sie doch unübersehbar mit niemandem etwas zu tun haben wollen?
Die älteren Paare mit den WoMos sind besonders still und geben sich Mühe, nicht aufzufallen 😜.
Gestern Abend waren wir in Radovljica. So etwas machen wir jetzt zu Fuß und nachdem die Tageshitze nachgelassen hat.
Eine längere Ortsdurchquerung von der langweiligen Art ist nötig, um zum mittelalterlichen Ursprungsörtchen zu gelangen. Ganz unspektakulär geht es vorher auch durch Gemüsegärtchen und kleinere Felder, mal eben über die Bahnlinie - einfach so, auf einem Trampelpfad! - man muß halt lauschen, ob ein Zug kommt! Und es fahren etliche!
Da C hier schon mal allein mit dem Rad unterwegs war, kennt sie sich ein bißchen aus. Das und das schwache Licht unserer Handys (wofür die nicht alles gut sind!) hilft auf dem Rückweg durch die Dunkelheit, denn außer Pflastertreten ist Trittsicherheit bei grobschotterigen Wegen und Wurzelwerk gefragt.
Das Örtchen, angeblich aus dem 15. Jhdt, liegt anmutig gebettet auf einer Anhöhe zwischen den Karawanken, dem fruchtbaren Tal mit den beiden Sava-Flüssen und dem Triglav Nationalpark.








Wieder freigelegte Fresken an den Hauswänden und eine zumindest entlang der Hauptstraße durchgeführte sorgfältige Renovierung sind sicherlich dem Thema Kulturhauptstadt 2012 geschuldet und erfreuen natürlich den Besucher.
Alles ist aber sehr unaufgeregt und friedlich, im Gemeindehaus neben der alten Kirche fand ein örtliches Fest statt, bei dem es eine Art Disco für die Jugendlichen gab.




Es gibt keine besondren Hinweise oder Ankündigungen, man muß sich schon durchfragen, und bis 500 m vor der alten Stadt konnten wir es kaum glauben, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Die Straßendörfer Lesce und Radovljica ziehen sich und gehen fast ineinander über. Sie sind absolut unidyllisch, eine merkwürdige Mischung aus zweckmäßig gebauten Mehrfamilienhaus-Wohnhäusern, unbewohnten und verfallenden K-u-K-Villen, Sportanlagen, Einkaufszentren und ungemütlichen Open-Air-Kneipen, in denen Jugendliche sich eine Musikmischung aus Oberkreiner und Sixties reinziehen.
HIER sollte ein Kleinod aus vergangenen Zeiten sein? NIEMALS!
Und doch, genauso war es:









































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